Georg Kreisler
Der bekannte Wiener Schriftsteller und Kulturjournalist und späterer  Freund Georg Kreislers, Hans Weigel, sagte einmal sinngemäß Folgendes: Was tut Kreisler eigentlich?
  
Singt er ?  -   Spricht er ?
Nein, er „bringt“ sie, seine kleinen, selbst verfassten, selbst komponierten Chansons von einer ganz eigenen Phantastik  -  nächtlich  -  abwegig  -  grotesk  -  und doch unendlich rührend  -  wienerisch  -  aus dem Niemandsland zwischen Humor und Tragik  -  Witz  -  Dämonie.
Es ist nicht der Text allein, der das Besondere ausmacht, auch nicht die hervorragend zu ihm passende Musik und auch nicht die Meisterschaft seines konzertreifen Klavierspieles, die er schamhaft zu verbergen sucht.
Es ist alles zusammen, geeint durch die Persönlichkeit des Autor – Pianist – Komponist – Interpreten, der auch ein großer Mimiker ist und ein Kauz zugleich.
Georg Kreisler, 1922 in Wien geboren,  Spross einer gutbürgerlichen jüdischen Familie, Vater Rechtsanwalt, Mutter aus einer Geschäftsfamilie stammend, spiegelt eine ganz bestimmte, bunt schillernde Facette des überwiegend grausigen Schicksals seiner Generation wieder. Doch wo andere resignieren, schlägt er mit unbedingtem Überlebenswillen zurück:
Nun erst recht !
Seine Waffen sind präzise Wortakrobatik und all die wunderbare Elastizität der deutschen Sprache, die das Unmögliche möglich macht. Nach der Rückkehr aus Amerika, wo er 18 Jahre in der Emigration lebte, begann er 1956 in seiner Geburtsstadt Wien in der Marietta-Bar seine makabren, schwarzhumorigen Chansons vorzutragen. Es wurde ein Künstlertreffpunkt, wo allabendlich große Namen verkehrten, wie die Fam. Hörbiger, Friedrich Thorberg und der Dirigent Karl Böhm. Es kamen aber auch Leute, deren Name erst später groß wurde wie z.B. ein gewisser Friedensreich Hundertwasser, der damals noch seine Bilder für ein paar Schillinge anbot. Und viele, viele andere. Alle wollten ihn hören, aber vor allen Dingen seine bösen Lieder Wie das „Taubenvergiften im Park“ oder das „Bidla Buh
Image
Jahrzehnte lang reiste er durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und trug seine Lieder vor. Daneben schrieb er immer weiter neue Chansons, aber auch Musicals, schrieb Bücher und führte Regie.
  
Ein Multitalent!
Nachdem er 15 Jahre in Basel in der Schweiz seinen Wohnsitz hatte, ließ er sich im Sommer 2007 in Salzburg nieder. Ungebrochen war bis ins hohe Alter sein Arbeitswille. Er schrieb und produzierte laufend Neues. Ab Oktober 2009 stellte Georg Kreisler in verschiedenen Städten in Österreich und Deutschland seine Autobiografie vor. Ab August 2010 ging Kreisler mit seiner Frau Barbara Peters noch einmal auf die Bühne. Sie begannen in Berlin und es folgten noch einige weitere Städte. Er sang und spielte nicht mehr, doch allein der Wortvortrag seiner Liedertexte war ein Genuss. Im November 2011 verstarb er im neunzigsten Lebensjahr in Salzburg.